Ja, ich weiss, ich gehöre auch zu den Backpackern, denn ich bin mit meinem Rucksack nun 333 Tage auf einer Reise. Aber aus den unten genannten Gründen möchte ich jedoch kein typischer Backpacker sein, weil die mit ihrem Verhalten echt nerven können.
1. Backpacker Poker
Backpacker Poker ist kein typisches Spiel mit Karten oder so. Nein, es geht darum in Hostels oder wo immer Backpacker aufeinander treffen die Anderen übertreffen zu können mit Aussagen wie:
"Was du warst erst in 10 Ländern? Ich war schon in 40"
"Ich bin mit viel weniger Geld unterwegs"
"Ich bin schon seit 2 Jahren unterwegs"
und und und...
Ja, ich erwische mich manchmal auch bei solchen Aussagen, möchte diese aber minimieren.
2. möglichst wenig Geld ausgeben
Es gibt Backpacker, die wollen einfach an jeder Ecke sparen. Z. Bsp. wird beim Taxi über wenige Rappen verhandelt, nur damit man möglichst günstig unterwegs ist.
Glaub mir, auch wenn der Fahrer dir einen zu hohen Preis angibt, er wird es nötiger haben als du.
Klar, ein bisschen feilschen liegt immer drin und wird manchmal sogar verlangt aber man kann es auch übertreiben.
Auch sparen viele bei Ausflügen. Aber möchtest du lieber den ganzen Tag im Hostel faul rumliegen und nichts von der Welt sehen oder viel entdecken und dann halt eben ein paar Tage oder Wochen früher nach Hause? Ich entscheide mich lieber für die 2. Variante und gönn mir auch mal was und habe schlussendlich mehr von meiner Reise.
Auch Aussagen wie: "Ich bin arm und kann mir das nicht leisten" gehen mir auf den Sack. Du konntest dir diese Reise gönnen, du bist nicht arm. Du hast einen Flug bezahlt, was für die meisten Menschen dieser Welt niemals bezahlbar wäre, weil sie einfach kein Geld dazu haben.
Dann gibt es noch die, die wirklich überall noch was günstigeres haben wollen. Z. Bsp. noch günstiger im Hostel übernachten und dann geben sie das Geld aber in der Nacht einfach für Alkohol aus. Da wären wir schon bei Punkt 3...
3. für Alkohol hat man immer Geld
Warum muss man überall Geld sparen nur wenn es um's Feiern geht "haut man auf den Putz"?
Ja, mal was trinken zu gehen ist völlig in Ordnung und auch mal einen Club zu besuchen aber ganz ehrlich, beim Alkohol könnte man das meiste Geld sparen!
Und zudem wird (Falls man es wieder mal übertrieben hat) zu spät ins Hostel kommen und alle schon schlafenden Mitbewohner im Dorm wecken und damit nerven und am nächsten Tag wird man verkatert im Bett rumliegen anstatt was zu entdecken.
4. sich im Dorm unbeliebt machen
Nur um ein paar Beispiele zu nennen:
-Wenn man nachts um 4 heimkommt, macht man nicht das Licht an sondern benutzt seine Taschenlampe und hält seine Klappe
-Das Bad wird mit anderen geteilt und man muss der Putzfrau keinen Drecksstall hinterlassen
-Dein Rucksackinhalt muss sich nicht im ganzen Zimmer verteilen und du kannst deinen Mitreisenden ruhig ein bisschen Platz machen
-Das Bett ist für eine Person gedacht und darin sollte sich auch nur eine Person befinden (Wenn du weisst, was ich meine)
-Mitten in der Nacht musst du nun wirklich nicht mehr mit deiner besorgten Mutter telefonieren oder du kannst das Zimmer dafür verlassen
-Deine Mitreisende freuen sich, wenn du hin und wieder mal unter die Dusche stehst
5. Kleiderregeln missachten
Bei vielen Sehenswürdigkeiten gibt es Kleiderregeln und die gibt es nicht umsonst.
Ich finde es unverschämt und respektlos wenn man diese nicht beachtet.
Z.Bsp. Asiatische Tempel betritt man nicht mit Schuhen. Auch kurze Hosen und ärmellose-T-Shirts sind ein No-Go, auch wenn es 40 Grad heiss ist.
6. jeder Reisestil ist ok
Es gibt Backpacker, welche überzeugt sind, dass man nur als Backpacker richtig reisen kann.
Ich bin jedoch der Meinung, dass jeder so reisen sollte, wie er möchte.
Die Einen reisen lieben ganz alleine als zu zweit. Andere reisen lieber mit einer Gruppe. Wieder andere reisen überhaupt nicht.
Und das ist auch gut so und jeder soll für sich entscheiden, was denjenigen glücklich macht.
Keiner reist falsch!
7. unnötige Ratschläge geben
Ich finde Reisetipps super und bin oft auch froh, wenn ich von etwas erfahre, was ich noch nicht gekannt habe, jedoch werden mir auf Reisen so oft so viele unnötige Ratschläge mitgegeben.
Beispiel:
-"Was, du hast 10 Dollar dafür bezahlt? Da hat dich jemand aber über's Ohr gehauen! Ich habe nur 8 bezahlt!"
Wow, super toll, das freut mich für dich, aber was nützt diese Aussage einem anderen Reisenden, ausser dass er sich schlecht fühlt?
8. immer dieselben Unterhaltungen
Ganz ehrlich, nach 11 Monaten unterwegs sein habe ich diese Unterhaltungen so was von satt. Es werden immer die selben Fragen gestellt und dann wird "gepokert" (s. Punkt 1)
"Woher kommst du?"
"Wo warst du schon?"
"Wie lange bist du unterwegs?"
und und und...
Meistens erfährst du nicht mal den Namen der Person.
9. nicht jeder spricht Englisch
Ok, viele Reisende sprechen Englisch oder mindestens ein paar Brocken. Aber auch wenn mal jemand nicht so gutes Englisch spricht ist das doch egal.
Und dann kommt noch hinzu: In den meisten "Backpacker-Länder" ist Englisch nicht die Muttersprache und die wenigstens Menschen haben in der Schule (falls sie überhaupt eine Schule besuchen konnten) Englisch gelernt. Also versuch doch zumindest dein Englisch anzupassen oder sogar ein paar Brocken (wie z.Bsp: "Hallo" und "Danke") auf der jeweiligen Sprache zu lernen!
10. akzeptieren lernen
Überall trifft man wieder auf Leute die an allem was zu motzen finden.
Klar auch ich bin mal mit etwas nicht zufrieden aber man muss ja nicht übertreiben.
Akzeptiere, dass in den einen Ländern der Standart nicht so hoch ist, wie in deinem Heimatland und dass das Hostelzimmer manchmal vielleicht nicht deinen Wünschen entspricht. Auch mit der Hygiene sieht es in manchen Ländern anders aus, aber so ist es nun mal.
Auch sind die Kulturen oft ganz unterschiedlich und das sollte so akzeptiert werden.
Dann gibt es noch die, die sich über die vielen Touristen bei den Sehenswürdigkeiten nerven, denen will ich nur sagen:
Du bist / Wir sind genau so ein Tourist wie all die anderen auch!
Schlusswort
Ok, bei den einen Dingen habe ich vielleicht ein bisschen übertrieben. Und trotz all den Punkten nächtige ich auch immer noch in Hostels und führe manchmal diese Unterhaltungen wie ab Tonband. Aber ich finde es wichtig, dass beim Reisen Rücksicht genommen wird.
Rücksicht auf andere Reisenden, Rücksicht auf Angestellte, Rücksicht auf Einwohner, Rücksicht auf die Kultur, Rücksicht auf die Natur und Rücksicht auf die Welt.
Reisen soll schlussendlich Spass machen und neue Erfahrungen mit sich bringen!
Ach ja, in jedem Hostel gibt es mindesten einer der seine Gitarre dabei hat und seine Lieder vortragen muss... (Dazu sag ich jetzt mal nicht's mehr)
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Nicole (Ehemaligs Arbeitsgspändli vom Yanick) (Donnerstag, 26 Oktober 2017 21:01)
Ha so müesse lache. Es isch also würkli ebis dra a dine Ussache. Hed bi mir grad Erinnerige gweckt :,-). Wünsch eu no viel agnehmi Reisegspändli
herbb (Donnerstag, 26 Oktober 2017 23:06)
Hallo Esther. sehr treffend beschrieben. Ich hab hier auch ein Musterbeispiel getroffen. Bei vielen backpacker hatte ich das Gefühl dass sie Land und Leute gar nicht kennen lernen wollen. Es ging nur um ihresgleichen. Der Radius um das Hostel war bis maximal zu nächste Kneipe.
schön dass es anders geht.
Gruß
herbb
Chrige (Freitag, 27 Oktober 2017 01:51)
Hallo Esther
Super geschrieben! Ich bin bald 111 Tage auf Weltreise & kann das alles mit unterschreiben! Ich geniesse zwischendurch die Ruhe im Einzelzimmer. :) bin kein typischer Backpacker. Ich zahle lieber ein bisschen mehr für die Tour, die dann meist auch keine Massenabfertigung oder Kameltreiberei ist und auch bei der Übernachtung ist's eher mal ein kleiner Dorm oder eben ein Einzelzimmer.
Ich freue mich immer wenn ich Schweizer treffe um mal nicht Englisch oder Spanisch zu sprechen. Irgendwie sind in Peru grad nicht so viele Eidgenossen unterwegs...
Weiterhin schöne Reise!