Im Frühling 2015 gab es ein Sonderangebot für den Interrail-Pass. Da mein Freund Yanick und ich sowieso einige Städte in Europa besuchen wollte, kam uns dieses Angebot sehr gelegen. Wir haben uns hier im Internet über diesen Pass informiert.
Entschieden haben wir uns für den Jugendpass " 5 Tagen innerhalb von 15 Tagen". Somit konnten wir an 5 Tagen in ganz Europa mit dem Zug unterwegs sein (natürlich innerhalb den 15 Tagen) für einen super Preis. Kosten die noch dazu kamen, waren die meist obligatorischen Platzreservierungen und das Ticket für die Schweiz, da das "Startland" jeweils nicht inbegriffen ist. Die Preise variieren je nach Strecke. Diese Reservierungen kann man aber einfach an einem SBB-Schalter im Voraus erledigen (Nicht alle Mitarbeiter wissen genug über den Pass...). Auch verbrachten wir eine Nacht im Zug von Venedig nach Wien, wo wir uns ein Schlafabteil gönnten, welches ein bisschen mehr kostete. Dafür konnten wir eine Hotel-Übernachtung sparen. Und das Schlafabteil hat sich gelohnt, man hat alles was man braucht: Ein Lavabo im Zimmer, 1 Hochbett für 2 Personen, genug Stauraum, Hausschuhe, Ohrenpax, Getränk, Snack und ein Frühstück nach Wahl ans Bett geliefert.
Was auch noch zu erwähnen ist: In den Zügen in Tschechien und Polen gab es jeweils ein Gratis Getränk (Kaffee oder ein Wasser)
Extra-Tipp: Lade das Interrail-App herunter. So siehst du alle Verbindungen und du kannst auch immer schauen, wo du gerade bist.
Mein Fazit zum Interrail-Pass:
Es ist ein super Angebot. Sobald man sich genug schlau gemacht hat, wie das funktioniert und was erlaubt ist, ist es auch ganz einfach damit zurechtzukommen. Man kann auch flexibel bleiben, da man die Daten selber auf das Ticket schreibt, jedoch verfällt dann natürlich die Sitzreservation. Je nach Zeit und Wunschdestinationen kann man viel Geld sparen und man hat seine Freiheiten im Gegensatz zu einem Flug. Ich persönlich würde nicht mehr ganz so eine grosse Distanz und so viele unterschiedliche Städte wählen, da es schon ziemlich einen Stress war 5 Städte in 15 Tagen zu sehen und zwischendurch noch längere Zeit im Zug zu verweilen.
Früh morgens fuhren wir von Wetzikon nach Zürich und von Zürich via Mailand nach Venedig. Das Ticket für die Schweiz mussten wir noch separat dazukaufen, da das Startland jeweils nicht im Interrailpass enthalten ist. Dazu bestellten wir im Voraus bei unserer Gemeindeverwaltung die sogenannten "Gemeindetickets" für ca. 35 Fr. pro Person.
In Venedig angekommen, konnte ich meine Italienischkenntnisse hervorkramen. Wir haben ein Taxiboot genommen, jedoch leider dieses, welches ein riesigen Umweg fuhr, anstatt das direkte. Schlussendlich haben wir unser kleines, aber feines Hotel mitten in Venedig gefunden.
Das Hotel San Maurizio kann ich mit gutem Gewissen empfehlen. Man ist mittendrin und hat vis-à-vis eine super Pizzeria. Klar, in Venedig findet man keine günstige super Hotels, aber es war ok.
Mir selber hat Venedig eigentlich gut gefallen, es wäre sicher eine wunderschöne Stadt. Leider hat es einfach viel zu viele Touristen und da wo die Touris sind, da sind auch die Selfie-Stick-Handtaschen- und Leuchtedingerverkäufer. Einmal gesehen, reicht es mir auch.
Von Venedig fuhren wir mit einem Nachtzug (Schlafabteil empfehle ich sehr gerne!!) Richtung Wien. (Es gibt die Regel, dass wenn man nach 19 Uhr in den Zug steigt, welcher nach 4 Uhr morgens ankommt, verbraucht man trotz 2 verschiedenen Tagen nur einen Tag vom Ticket)
In Wien mussten wir auf einen weiteren Zug umsteigen, um an unser Endziel Budapest zu kommen. Auf diesem Zug waren wir mit 3 Amerikanerinnen im Zug, welche auch das Angebot von Interrail nutzte. (Diese 3 Amis sahen wir dann auch zu einem späteren Zeitpunkt in Krakau wieder)
Angekommen in Budapest holte uns ein Freund von Yanick am Bahnhof ab, welcher uns für 2 Nächte sein Sofa zur Verfügung stellte. Ehrlich gesagt war ich ganz froh, mussten wir nicht noch weitere Nächte dort übernachten, mehr möchte ich dazu nicht zu sagen.
In Budapest kann ich empfehlen Abends, vor eindämmern auf den Gellértberg hochzugehen, um von dort den schönen Ausblick auf die Donaustadt zu geniessen. Kleiner Tipp: Warte auf den Augenblick an dem die Lichter angehen!
An einem Tag besuchten wir auch das berühmte Széchenyi-Heilbad, offenbar das grösste seiner Art in Europa. Leider wurde ich davon etwas enttäuscht. Es stank nach verfaulten Eiern, die Saunen waren überfüllt mit Brusthaaren und Männern, die Böden waren dreckig, als wären sie seit Monaten nicht mehr gefegt worden und so speziell war es nun auch nicht wie erwartet. Aber hey, wir waren dort und man konnte im Wasser Schach spielen.
Allgemein hat es mir in Budapest ganz gut gefallen, wir wurden viel herumgeführt und haben viel von der Stadt gesehen.
Weiter ging es mit dem Zug nach Krakau, wobei wir von Ungarn über Slowenien und die Tschechische Republik nach Polen fuhren. Ein Tipp: nehmt euch Unterhaltung mit. 10 Stunden im Zug sitzen kann sonst schnell langweilig werden. Wir hatten ein Quartett dabei, welches wir nun inn-und-auswendig kennen, haben Bücher gelesen, gesungen (nur wenn uns niemand hören konnte natürlich), uns unterhalten oder einfach die Stille genossen und aus dem Fenster geschaut.
In Krakau angekommen leisteten wir uns ein Taxi zum Hotel, da es schon spät war und wir erschöpft waren. Das Hotel (Aparthotel Stare Miasto) war ein Traum! Super Lage, wunderschön eingerichtet und meeeega gross mit eigener Küche. Schade, dass wir nur 2 Nächte blieben.
Krakau war eigentlich nur geplant, da vor allem Yanick unbedingt nach Auschwitz-Birkenau wollte. Er buchte uns im Voraus über "Get your Guide" eine Führung auf Deutsch. Wir wurden pünktlich vor unserem Hotel mit einem Minibus abgeholt.
Die Führung durch das Konzentration-/oder auch Vernichtungslager war jeden Cent wert. Es war eindrücklich, ehrlich, furchterregend, so ekelhaft, dass mir schlecht wurde, sehr lehrreich und unbeschreiblich spannend. Während der Führung in der deutschen Gruppe war immer eine seltsame ruhige, nachdenkliche und eine fremdbeschämende Stimmung.
Obwohl mich der 2. Weltkrieg in den Geschichtsstunden in der Schule nie interessierten, fand ich es so spannend, dass ich mich danach mehr mit diesem Thema auseinander setzte und Bücher dazu nur so verschlang.
Geplant war eigentlich, dass wir von Krakau nach Warschau fahren. Jedoch machte uns die Deutsche Bahn einen Strich durch die Rechnung. Wir erfuhren, dass die Deutsche Bahn streikt und da wir für das nächste Ziel Prag über Deutschland fahren mussten, mussten wir einen neuen Plan schmieden. Da wir und auch das Schalterpersonal am Bahnhof in Krakau keine Ahnung hatten, wie die Züge fahren, haben wir uns dazu entschieden, Warschau auszulassen und nach Berlin zu fahren. Somit hatten wir sicher genügend Zeit und da wir sowieso über Berlin hätten fahren müssen, machten wir es so. Zudem konnten wir dort die "Geschichtslektion" von Polen gleich verlängern.
Somit verfiel zwar unsere Sitzreservation, aber die wurde uns in Deutschland sogar rückerstattet.
Da niemand wusste, wie weit unser Zug Richtung Deutschland fuhr, hofften wir das Beste und setzten uns einfach mal hin und warteten ab. Dann endlich gab es eine Durchsage -auf polnisch-. Zum Glück sass eine Frau in unserem Abteil, die uns die Durchsage übersetzen konnte. Der Zug hielt an einem Mini-Bahnhof kurz vor der deutschen Grenze und fuhr nicht mehr weiter. Wir mussten auf Busse umsteigen. Busse- stinknormale unbequeme öV-Busse vollgestellt mit Gepäck. Nach 3 Stunden im ungefederten Bus auf der Autobahn fahren, erreichten wir Berlin.
Endlich geschafft, denn als wir in den Zug einstiegen wussten wir nicht, wann und ob wir überhaupt in Berlin ankommen.
Ich war schon mal in Berlin, Yanick jedoch noch nicht. Somit konnte ich ihm ein paar geschichtlich wichtige Ort zeigen und es blieb auch noch Zeit für einen kurzen Shoppingtrip.
Wir haben uns in Berlin ein Hotel direkt am Hauptbahnhof genommen, damit wir schnell dort sind, sobald es weitergeht und wir immer nachfragen können. Es hat sich gelohnt, denn am nächsten Tag konnten wir schon weiter nach Prag. Zwar den ersten Teil bis an die Grenze mit einem Bus, (einen Car, welcher viel bequemer war inkl. gratis Wasser und Snacks) aber es war ok. Hauptsache wir konnten den Streik so gut wie möglich umgehen.
In Prag hatten wir ein Hotel (Panorama Hotel Prague) etwas ausserhalb der Stadt, jedoch mit einer super Aussicht. Zudem gibt es nebenan ein grosses Einkaufscenter und die Metro in die Stadt ist auch um die Ecke.
Prag hat mir sehr gut gefallen, es gibt viele Möglichkeiten, was man machen kann. Wenn man in der Nähe der Karlsbrücke ist, sieht man diese roten Oldtimer, mit denen man eine Stadtrundfahrt machen kann. Noch selten habe ich Geld so unnötig ausgegeben. Man wird einfach ein bisschen durch die Strassen herum-chauffiert, wo es gar nichts zu sehen gibt und es wird auch überhaupt nichts über die Stadt erzählt.
Die Thai-Massage die wir auch dort in der Nähe hatten, war super!!! Wir fühlten uns wie in Thailand.
Auch haben wir uns auf der Karlsbrücke von einem der vielen Künstler zeichnen lassen. Wir mussten zwar lange ausgestellt auf der Brücke sitzen und die Leute starrten uns an und verglichen das Original mit der Zeichnung, aber das Ergebnis kann sich echt sehen lassen.
Tipp: Gleich neben oder schon fast unter der Karlsbrücke gibt es eine Bäckerei. Man kann die eigentlich gar nicht verpassen, weil es dort sooo gut schmeckt. Dort gibt es die eigentlich ungarische Spezialität: Baumkuchen - unbedingt probieren, schmeckt super lecker!! Zudem haben wir uns für eine Segway-Tour entschieden. Ja, wir sind wie die allerpeinlichsten Touristen mit Helm auf diesen Dingern herumgefahren, aber Sicherheit geht vor. Wir haben die Abend-Tour gebucht. So sahen wir die Stadt beim Eindunkeln und in der Nacht. Es hat sich wirklich gelohnt. Unser Guide war lustig drauf, aber wahrscheinlich eher wegen irgendwelchen Pillen oder sonst was, was er sich vorher eingeschmissen hat. Trotzdem war es sehr schön, lustig und wir erfuhren einiges über die schöne Stadt.
Also - empfehlenswert und das Geld ist es auf jeden Fall wert. Von Prag sind wir dann nach Hause geflogen, da wir ja schon unsere 5 Tage Zugfahrt aufgebraucht haben.
Ich würde es immer wieder machen und kann es jedem empfehlen.